Freitag, 11. Juni 2010

Mail an den WDR

Bitte einmal hier einen WDR-Beitrag über Schüßlersalze anschauen und mit den Ohren schlackern. Weil ich ja sonst nichts zu tun habe, protestiere ich öffentlich:
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin schockiert, wie unkritisch der WDR mit umstrittenen Heilungsmethoden umgeht. Von einem öffentlich-rechltichen Format (Bildungsauftrag!) kann man mehr erwarten! Konkret beziehe ich mich auf diesen Beitrag:
http://www.wdr.de/tv/servicezeit/gesundheit/sendungsbeitraege/2010/0607/05_schuessler_salze.jsp

Anstatt darüber aufzuklären, dass die „Lehre“ der Schüßlerschen Salze darin besteht, esoterisch diagnostizierte Mineralstoffdefizite mit homöopathisch verdünnten Salzen zu beheben, wird munter die Selbstdarstellung der Schüßler-Anhänger vorgetragen.

Bei einer üblichen Dosierung von D6 (also 1:1.000.000 verdünnt) sind in einer Tonne Milchzucker etwa 1 Gramm Wirkstoff zu finden, wobei der normale tägliche Bedarf an verschiedenen Mineralien des Körpers schon höher liegt (z.B. Kalzium: ca. 1 Gramm, Natrium: ca. 4 Gramm). Der Versuch, auf diese Weise reale Defizite zu substituieren, mutet etwas selstam an. Bei einer D12-Potenz darf man sich entsprechend täglich Milchzucker im Megatonnenbereich zuführen.

Wie homöopathische Konzentrationen der Mineralien echte Defizite ausgleichen sollen, auf welchen seltsamen Kriterien die „Antlitzanalyse“ beruht, was echte Wissenschaftler über diesen pseudomedizinischen Schwachsinn zu sagen haben, habe ich in Ihrem Beitrag schmerzlich vermisst. Die Homöopathie als medizinische Therapie ist tot, was sie betreiben, kann man leicht als Leichfledderei bezeichnen.

In dem kurzen Beitrag wird zwar kurz darauf hingewiesen, dass es keine klinischen Belege für die Wirksamkeit gäbe, aber „Vielen sind die Erfahrungsberichte Beweis genug“. Als Vertreterin der „Schul“-Medizin wird eine Homöopathin, also Alternativheilerin, vorgestellt. Auf der Website finden sich Buchtipps zum Thema, nicht jedoch kritische Literatur. Bravo, das nenne ich ausgeglichene Berichterstattung!

Dabei ist der Standpunkt, der in der wissenschaftlichen Fachliteratur vetreten wird, eindeutig: Trotz hunderter (tausender?) Studien zur Homöopathie ist kein Wirksamkeitsnachweis erbracht worden. Ohne bewiesene Wirksamkeit muss eine Therapie verworfen werden, wie es auch in der „Schulmedizin“ gemacht wird.

Die persönliche Erfahrung über eine wissenschaftlich geführte Beweisführung zu stellen, ist mittelalterlich und mit den Grundprinzipien der modernen Medizin nicht zu vereinbaren.

Ich werde dieses Schreiben und ggf. Ihre Antwort in meinem völlig unbedeutenden Weblog veröffentlichen, sofern Sie nichts dagegen haben.

Mit freundlichen Grüßen
Martin **

Ich bezweifle ja, dass ich eine Antwort bekomme. Die Rechtschreibfehler sind in der Eile übrigens samt und sonders mit über den Äther gegangen.

7 Kommentare:

  1. Tja ... solange die ARD-Anstalten nicht leistungsorientiert arbeiten müssen, sondern unabhängig von der Qualität ihres Programmes entlohnt werden, ist nicht damit zu rechnen, daß sie aus Kritik lernen/Verbesserungen einführen. Schade eigentlich.

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  2. das ganze grenzt schon an schleichwerbung. genauso funktionierte das doch beim wunderprofessor schießmichtot bankhofer auch.

    der WDR sollte einblendungen in erwägung ziehen: "bitte nicht nachmachen. diese ratgebersendung dient allein der unterhaltung!"

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  3. Tja, wenn entsprechendes Echo/Protest dort in der Redaktion aufschlägt, wird man sich entweder Gedanken machen oder sich auf den Schlips getreten fühlen.

    WIe gesagt, eine Antwort wäre in dieser Hinsicht sicher aufschlussreich.

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  4. richtig so! mich würde eine Antwort ja mal wirklich interessieren.

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  5. "Ich werde dieses Schreiben und ggf. Ihre Antwort in meinem völlig unbedeutenden Weblog veröffentlichen, sofern Sie nichts dagegen haben."

    Den Satz finde ich völlig überflüssig und gänzlich oberflächlich. "Sofern sie nichts dagegen haben"? Hast Du nicht gesagt, Du bekommst wohl eh keine Antwort? Und Dich selber mit "völlig unbedeutend" klein zu reden, na ja...

    Ansonsten bin ich immer für die Kritik ;) Also pro, dass Du die Mail verfasst hast.

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  6. Tabea, danke für deine Kritik. Kannst du das erläutern? Mit „Medienkommunikation“ hab ich null Erfahrung.

    Ich wollte mit diesem Satz die Redaktion einfach fragen, ob es OK ist, die Antwort zu veröffentlichen. Hätte ich das nicht tun müssen? Und natürlich hoffe ich auf eine Antwort, aber sie sind ja nicht verpflichtet, zu reagieren.

    Und ich red mich nicht soo klein – <10 Besucher pro Tag sind hier die Regel. Das Blog gibts ja auch noch nicht so lange. Aber die Formulierung ist wohl wirklich überflüssig, ja. Ich wollte mit dem Satz eigentlich ausdrücken, dass das so etwas wie ein „offener Brief“ ist.

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  7. Ich hab heute nochmal nachgehakt (bin so ungeduldig) und ich bekomme angeblich auf jeden Fall noch meine Antwort. Das kann aber noch ein paar Tage dauern.

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