Samstag, 31. Juli 2010

Lesebuch über Karl Popper bestellt

Ich bin von der philosophischen Bildung her ein unbeschriebenes Blatt. Ich habe mir kurzerhand das Lesebuch Karl Popper bestellt, um einen Einstieg in Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie zu finden. Das Buch ist eine Sammlung von Texten, zusammengestellt und herausgegeben von David Miller.

Mich begeistert vor allem, dass philosophische Gedankengänge gar nicht so „esoterisch“ sind, wie ich mir das vorgestellt habe. Poppers Ideen sind logisch, nachvollziehbar und werden mit einfachen Worten verständlich vermittelt. Selbst ich als kleiner Biologe kann da folgen.

Kein Zufall, wie ein Blick in die Wikipedia verrät, die Popper wie folgt zitiert:
Aus meiner sozialistischen Jugendzeit habe ich viele Ideen und Ideale ins Alter gerettet. Insbesondere: Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder „der Gesellschaft“), die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er's klar sagen kann. […] Was ich oben (Punkt 1) die Sünde gegen den heiligen Geist genannt habe – die Anmaßung des dreiviertel Gebildeten –, das ist das Phrasendreschen, das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen. Das Kochrezept ist: Tautologien und Trivialitäten gewürzt mit paradoxem Unsinn. Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so ‚tiefen‘ Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat.

Es stellt sich heraus, dass Popper die hochtrabende Sprache der Philosophen Adorno und Habermas als „Obskurantismus“ bezeichnete und deren Texte teilweise in verständliche Worte „übersetzte“.

Ich bin noch nicht ganz fertig, aber das Buch hat mir der Entwicklung meines Verständisses von Wissenschaft bisher schon sehr geholfen – das hätte ich selbst nie gedacht.

5 Kommentare:

  1. Hallo Martin,

    ich könnte auch noch Bertrand Russell empfehlen.

    Natürlich die "Philosophie des Abendlandes", aber auch das kleine Büchlein "Probleme der Philosophie", edition suhrkamp. Dort erklärt Russell z.B. welche Probleme bei der Empirie auftauchen können, Zitat:

    "Der Mann, der das Huhn tagtäglich gefüttert hat, dreht ihm zu guter Letzt das Genick um und beweist damit, daß es für das Huhn nützlicher gewesen wäre, wenn es sich etwas subtilere Meinungen über die Gleichförmigkeit der Natur gebildet hätte."

    AntwortenLöschen
  2. Genial! Diesen Ausspruch kannte ich noch nicht und ist eine schöne Beschreibung des Induktionsproblems! (Habe ich das richtig verstanden?)

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Martin,

    wenn ich Bertrand Russell richtig verstanden habe, dann IST das "eine schöne Beschreibung des Induktionsproblems!"

    Das ist der Stil von Bertrand Russell, den ich liebe: British Humour Hilfsausdruck.

    AntwortenLöschen
  4. Habe ebendieses Buch am Anfang des Jahres durchgelesen. Sollte Pflichtlektüre für jeden sein, auch wenn man sonst nicht tiefer ins wissenschaftliche Feld eintaucht.

    AntwortenLöschen
  5. Ich würde zum Einstieg in die Philosophie immer wieder Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? empfehlen.

    AntwortenLöschen

Kommentare sind aus.

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.