Freitag, 28. Mai 2010

Nasentropfen mit Silbereiweißacetyltannat

Ich habe vor ein paar Monaten Nasentropfen für meinen verschnupften Sohn verschrieben bekommen, die den lustigen Namen „Rhinoguttae Argenti diacetylotannici proteinici 3% SR Nasentropfen“ tragen. Also kolloidales Silber, kombiniert mit Tannin (eine adstringierende Substanz).

Schnupfen? Quelle: lenifuzhead auf flickr. CC-BY-ND


Gibt es eine Wirkung und wie ist deren Mechanismus?
Die Wirkung beruht auf dem sog. oligodynamischen Effekt oder der Oligodynamie, womit die schädigende Wirkung kleinster Mengen an Metall-Kationen auf lebende Zellen beschrieben wird. Der Stoffwechsel vieler Bakterien ist hochempfindlich gegen Silberionen, die Gefahr für menschliche Zellen bleibt damit u.U. relativ gering. Dabei reagieren verschiedene Bakterienarten höchst unterschiedlich auf das Silber, es existieren auch silberresistente Arten. Den antiviralen Effekt kann man vergessen.[1]

Eignung und Risiken

Die Stiftung Warentest hat im Heft 4/2010 verschiedene verschreibungsfreie Schnupfenmittel untersucht, das o.g. Präparat fiel glatt durch, weil die therapeutische Wirkung klinisch nicht bestätigt ist. Dazu kommt, dass sich Silber im Körper anreichert. Deshalb soll man das o.g. Mittel nicht über längere Zeit anwenden, denn die Risiken sind erheblich.[2] Dieser Mann hier (YouTube-Video) hat blaue Haut durch die Einnahme von kolloidalem Silber. Daneben sind Geruchsempfindlichkeit, Geschmacksstörungen und zerebrale Krampfanfälle beschrieben. All das sollte aber bei einer kurzfristigen Anwendung der Nasentropfen nicht gegeben sein.

Fazit

Ich hatte selbst nie dass Gefühl, dass die tiefbraunen Tropfen etwas bewirken. Durch die adstringierende Wirkung hat man ein komisches Gefühl in der Nase, das wars dann auch schon. Der Nutzen ist unbelegt und es gibt immer ein gewisses Risiko, nicht nur direkt durch die Silbertoxizität, sondern auch über mikrobielle Kontamination und Überempfindlichkeitsreaktionen.

In meiner Nutzen-Risiko-Bewertung fällt das Zeug also durch.

Anmerkungen

[1]Rezepturformularium der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände: Rezepturhinweise: Silberverbindungen, kolloidal lösliche

[2] Fung, MC und Bowen, DL (1996): Silver products for medical indications: risk-benefit assessment. In J Toxicol Clin Toxicol 34(1), S. 119-26.

4 Kommentare:

  1. Ich habe die Nasentropfen für meinen Sohn bekommen und bin total begeistert! Er hat dauernd Schnupfen, Meersalznasentropfen zeigen keine Wirkung und die üblichen Nasentropfen, die ja auch nicht ohne Nebenwirkungen sind, helfen nur kurz. Diese allerdings benutzt er 1-2 mal am Tag und hat keine verstopfte Nase mehr, das Sekret kommt wunderbar raus!

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    1. Dem kann ich nur zustimmen, grade wenn der schnupfen leicht eitrig wird helfen diese Tropfen eher wie manch andere.

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  2. Meinem Sohn (17 Monate) helfen diese Tropfen wunderbar. Mir (36 Jahre) leider gar nicht...

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  3. Meine Tochter hat seit ca 4 Jahren mit Dauerschnupfen zu tun. Sie ist für ihr Alter sehr zierlich gebaut und das soll sich irgendwann verwachsen lt. HNO. Nun habe ich diese Tropfen für meine jüngste Tochter bekommen, die seit 8 Wochen Schnupfen und dadurch auch schleimigen Husten hat. Siehe da, bei beiden ist die Nase komplett frei. Direkt nach der ersten Gabe war für den halben Tag kein Schnupfen mehr zu sehen. Dies werden wir nun 3 x am Tag einige Tage geben und schauen was passiert. Bis jetzt bin ich mega begeistert. Normale Nasensprays haben bei uns über Jahre hinweg versagt. Es kommt immer wieder zu geröteten Öhrchen. Wenn man dann nicht handelt ist es schnell eine Mittelohrentzündung.

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